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Gerald Braunberger, Mitherausgeber der FAZ, in der B'nai B'rith Frankfurt Schönstädt Loge

Am 10. November lud die B'nai B'rith Frankfurt Schönstädt Loge zu einem überaus spannenden Vortrag von Gerald Braunberger, Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Herr Braunberger sprach über die Inflationen von 1923, nach dem zweiten Weltkrieg und über die Inflation in den 60er bzw. 70er Jahren. Er besprach ausführlich die Probleme mit der Energieversorgung und äußerte seine Bedenken im Umgang mit der Krise. Am Ende seines überaus spannenden und hervorragendem Vortrags mahnte er zur Geduld mit der Hoffnung auf fallenden Zinsen.

Ralph Hofmann, Präsident der B'nai B'rith Frankfurt Schönstädt Loge, nahm den Abend zum Anlaß, um an die Kristallnacht zu erinnern. Hier sein Vorwort in voller Länge.

Sehr geehrter Herr Rabbiner,
Liebe Schwestern und Brüder,
Liebe Freunde der Loge,

Der 9., der 10., und der 11. November sind in jedem Jahr immer wiederkehrende traurige Tage für das jüdische Volk und ganz besonders für die Juden in Deutschland. In der Nacht vom 9. auf den 10. November brannten die Synagogen im ganzen Land und so auch in unserer Stadt. An diese Nacht des Schreckens gedenkt man in Deutschland, aber nur in Deutschland, als Reichsprogromnacht. Überall auf der Welt gedenkt man dieser Nacht als Kristallnacht. Der Name Kristallnacht bezieht sich auf die entsetzlichen Geräusche, die entstanden, als die Fenster der Synagogen zerbarsten; ausgelöst durch die Hitze der Flammen. Jüdische Männer wurden geschlagen und gedemütigt und durch die Stadt in die Festhalle getrieben. In mehreren Städten kam es zu Übergriffen mit tödlichem Ausgang. Polizei; Feuerwehr und ehemalige Nachbarn und Freunde sahen dabei zu und unternahmen nichts. Es war der Anfang des Ende des einstmals so stolzen deutschen Judentums.

Der 11. November 1918 markiert den ersten Waffenstillstandsvertrag zwischen dem Deutschem Reich und den beiden Westmächten Frankreich und Großbritannien. Der Vertrag beendete die Kampfhandlungen im ersten Weltkrieg. Bei uns erinnert man sich nicht gerne an diesen Tag, im Gegensatz zu den Siegermächten, wo dieser Tag ein bedeutender Feiertag ist.

An diesem Krieg nahmen viele jüdische Männer auf beiden Seiten teil, selbstverständlich auch Brüder unsere Loge.

Zu Beginn des Krieges 1914 bestand die Loge aus 484 Mitgliedern. Der Krieg sollte alles verändern.

In bewegter Ansprache betont Präsident Albert Rotschild den Ernst der Stunde, gelobt unsere unbedingte Hingabe ans Vaterland, spricht von Herzen zu den Scheidenden, für deren Angehörige zu sorgen es brüderliche Pflicht sei. Br. Rabbiner Nobel, im Ornat erschienen, erteilt den zahlreichen in Abschiedsbereitschaft stehenden den Segen. Br. Sanitätsrat Günzburg weist in ergreifenden Worten auf die neu entstandene schwere Lage hin und schildert die Größe der bevorstehenden Verpflichtungen.

Die tiefernste Feier endet in einem Treuegelübde für Kaiser und Heimat.

Am Ende des Krieges beklagte die Loge die folgenden Opfer

Nach der Statistik der Loge haben

  • 105 Brüder der Frankfurt-Loge dem Heere angehört,
  • 55 Brüder standen an der Front,
  • 9 Brüder und
  • 16 Söhne und Schwiegersöhne von Brüdern wurden zu Offizieren befördert,
  • 3 Brüder und
  • 5 Söhne von Brüdern wurden mit dem Eisernen Kreuz erster Klasse,
  • 20 Brüder mit dem Eisernen Kreuz zweiter Klasseausgezeichnet.
  • Zahlreiche sonstige Kriegsauszeichnungen wurden verliehen.

Viele Brüder haben als einfache Soldaten den Strapazen des Mannschaftsdienstes standgehalten, haben in treuer Hingabe dem Vaterland gedient. Alle diese 105 Brüder der Frankfurt-Loge sind nach Beendigung des Krieges wieder zurückgekehrt, doch beklagten sie den Verlust von 23 Söhnen und Schwiegersöhnen von Brüdern, die in der Erfüllung ihrer Pflicht gefallen sind.

Am 5. Dezember bespricht Expr. Julius Blau in großer Versammlung vor Brüdern und deren Frauen, Söhnen und Töchtern in eindrucksvoller Weise. Das gemeinsam vergossene Blut, die gemeinsam gebrachten Opfer aller Art bilden einen festen Kitt zwischen den Bürgern eines und desselben Staates.

Ein schöner Staat.

Zum Gedenken der ermordeten jüdischen Menschen während des Holocaust wird Kantor Benny Maroko ein Gebet vortragen.
Im Anschluss daran wird Herr Rabbiner Apel das Totengebet Kaddisch beten und ein Gebet für Frieden für alle Menschen.
Bitte erheben sie sich!

Ralph Hofmann