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Impulsgeber mit Empathie: Frankfurts Polizeipräsident Bereswill ausgezeichnet

Gerhard Bereswill, Polizeipräsident der Stadt Frankfurt am Main, erhielt am 3. März 2022 in den Main-Arcaden der Stadtwerke Frankfurt die Ehrenmedaille in Gold der B’nai B‘rith Frankfurt Schönstädt Loge.

Sie ehrt damit Bereswills Verdienste für jüdische Menschen und Institutionen der Stadt, seinen entschiedenen Kampf für die rückhaltlose Aufklärung von Vorwürfen rechter Tendenzen in der Polizei und seinen Einsatz für die geschichtliche Aufbereitung der Polizei während der Nazi-Herrschaft. Die Urkunde nennt Bereswill einen „Brückenbauer im Sinne von Rabbiner Dr. Leo Beck, dem letzten Großpräsidenten des Ordens B’nai B’rith in Deutschland.

Der Einladung der Loge, mit über 130 Jahren die ältestes jüdische Mitgliederorganisation Frankfurts, waren mehr als 280 Gäste gefolgt. Unter ihnen ranghohe Vertreter der Politik, Sicherheitsbehörden und Justiz. Besondere Aufmerksamkeit erhielt der ukrainische Generalkonsul Vadym Kostiuk, und mit Standing Ovation bekundeten die Anwesenden ihre Verbundenheit mit den Menschen in der Ukraine, die unter den von Vladimir Putin befehligten Angriffskrieg zu leiden haben.


Bericht über Ehrung von Herrn Gerhard Bereswill in der Sendung "RheinMain im Blick" am 04. März 2022. Vielen Dank an RheinMain TV für die Zurverfügungstellung dieses Berichts.

Der Laudator des Abends, Volker Bouffier, Ministerpräsident des Landes Hessen, ehrte Bereswill als engagierten Demokraten. Stets habe er klar Stellung bezogen, Kurs gehalten und Spuren gelegt, die bleiben. Was ihn auszeichne, seien weitreichende Sachkenntnis und eine von Empathie getragene Haltung gegenüber Menschen.

Gleiches betonte Ralph Hofmann, Präsident der B’nai B’rith Frankfurt Schönstädt Loge, indem er in Bereswill ein Mann sieht, der es verstehe, auf Menschen zuzugehen. Und er fügte hinzu: „Wenn jemand so ist wie Du, dann man spricht im Judentum von einem Mensch. Ein Mensch ist jemand, der das, was er tut, von Herzen tut und nicht, weil er persönliche Vorteile davon hat.“

Die Ehrung von Bereswill war für Hofmann gleichsam die Möglichkeit, der Polizei grundsätzlich seine Referenz zu erweisen. Er betrachtete es als seine Pflicht, jedem der geladenen Revierleiter sowie deren Mannschaften dafür zu danken, dass sie „Tag für Tag und das 24 Stunden die Woche im Straßenbild sichtbar“ seien und ihren Dienst, auch in schwierigen Zeiten, stets besonnen, ruhig und höflich verrichteten, darauf bedacht, alle Menschen immer gleich zu behandeln. Das sei bewundernswert und einzigartig. Für Hofmann bilde die Polizei das Rückgrat unseres Staates und sichere mit ihren Einsätzen neben der Demokratie unsere Rechtsstaatlichkeit.

Dritte im Reigen der Dankbekundungen war Dr. h. c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeine München und Oberbayern und ehemaligen Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. Sie würdigte alle Polizistinnen und Polizisten für ihre Leistungen für ein gesellschaftliches Miteinander, dafür aber nicht immer den nötigen Rückhalt erhielten und nannte Bereswill „einen Glücksfall und eine Bereicherung für unser Land“, der weit über die Grenzen Frankfurts hinaus Spuren hinterlassen habe. Dem stimmten unumwunden zu Daniel S. Mariashin, CEO B’nai B’rith International, Washington und Commander Dror Assaraf, Head NCB Jerusalem, Special Operations Division, Israel.

In seiner Dankesrede begrüßte Gerhard Bereswill zunächst den ukrainischen Generalkonsul Vadym Kostiuk, bekundete ihm „unser aller Solidarität“ und betonte: „Spät, viel zu spät, ist vielen von uns klargeworden, dass Sie mit Ihrem Widerstand gegen Putin und seine Schergen nicht nur Ihr Land verteidigen, sondern auch für uns für Frieden, Freiheit und die Demokratie in Europa kämpfen. Unsere Hochachtung gilt Ihnen und Ihren Landsleuten.“

Bezogen auf die ihm durch die Loge zuteil gewordene Ehrung habe er sich gefragt, warum ich? Dies deshalb, weil er seine Sichtweise und sein bisheriges Handeln als Polizeipräsident einer internationalen und diversen Stadt wie Frankfurt am Main für selbstverständlich halte. Und fügte als mögliche Erklärung hinzu, dass er Dinge, die er für wichtig und richtig halte, dann direkt angehe, umsetze und nach vorne treibe. Tatsächlich sei ein Wesenszug von ihm, dass er nicht mehr lockerlasse, sich notfalls festbeiße, „nicht mit der Axt oder einem Lautsprecher, sondern eher mit der Schaufel oder der Kelle  -  Schritt für Schritt sozusagen“. Er sehe sich nicht als „ein an der Behördenspitze thronender Präsident, sondern als Teil einer gemeinsam wirkenden Führungsmannschaft“, als „Impulsgeber oder auch immer wieder Prüfender des gemeinsam eingeschlagenen Weges“.

Für Bereswill ist klar, dass der „Terror der Nazis ohne die Unterstützung und auch Mittäterschaft der Polizei nicht möglich gewesen“ wäre. Vor diesem Hintergrund habe man sich im vergangenen Jahr mit Unterstützung von Lutz Becht und Dr. Thomas Bauer vom Institut für Stadtgeschichte dazu entschieden, mit dem Buch ‚Die Frankfurter Polizei im Nationalsozialismus‘ das schwierigste Kapitel der eigenen Geschichte aufzuschlagen und damit einen Beitrag zu einer bewussten Auseinandersetzung im Rahmen der Erinnerungskultur zu leisten, als weiteren Baustein zur Erhöhung der Resilienz gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus.

„Sich der Geschichte unserer Behörde bewusst zu sein“, so Bereswill, „ist wichtiger Teil einer Fehlerkultur, die zu Recht auch von der Polizei eingefordert wird.“ Es gelte, Verantwortung bewusst zu übernehmen, sie jeden Tag zu leben und damit für unsere demokratische Überzeugungen einzustehen. Die Frankfurter Polizei werde sich auch in Zukunft für diese Maxime konsequent einsetzen. Alle, die diesen Weg bisher mitgegangen, werden ihn weitergehen. Dessen ist sich Bereswill ganz sicher.

Der musikalische Rahmen wurde vom Gesher Ensemble and Friends, Frankfurt, gestaltet. Anna Kuperschmidt am Klavier und Alexandra Bentz (Mezzosopran), Martin Kellenbenz (Tenor), Benjamin Maroko (Kantor) sowie Thomas Bäppler-Wolf präsentieren Lieder jüdischer Komponisten.

Der Festabend wurde auch dazu genutzt, um Spenden für den Sozialring beim Polizeipräsidium Frankfurt am Main e.V. und dem B'nai B'rith Frankfurt-Projekt zur Unterstützung für traumatisierte Kinder in Israel zu sammeln.

Der Sozialring wurde gegründet, um verletzten und in Not geratenen Beschäftigten der Polizei Frankfurt am Main und deren Angehörigen zu helfen. Der Verein finanziert sich ausschließlich aus Spenden.

Zusammen mit dem B’nai B’rith World Center Jerusalem engagiert sich die B’nai B’rith Frankfurt Schönstädt Loge e.V. für ein Projekt in Israel, das Kindern, deren Eltern Opfer terroristischer Anschläge geworden sind, zur Seite steht und sie fördert.

Gerne nehmen wir auch weiterhin Spenden für diese Projekte entgegen. Spendeninfos dazu finden Sie hier.

Die Veranstaltung wurde von Herrn Thomas Bäppler-Wolf, Stadtverordneter der Stadt Frankfurt am Main und Kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Römer, moderiert.

In seinem Abschlusswort dankte Ralph Hofmann allen Gästen, Unterstützern und Helfern für ihr Engagement, unter anderem bei

  • Dennis Juwelen
  • Erhard Priewe GmbH
  • Feinshmeker Film
  • Gesundheitsamt Frankfurt
  • Hessische Staatskanzlei Wiesbaden
  • Hotel Kempinski Frankfurt Gravenbruch
  • Jüdische Gemeinde Frankfurt
  • Präsidialbüro des Polizeipräsidiums Frankfurt
  • sino marketing kommunikation
  • Stadtwerke Frankfurt am Main Holding GmbH.