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Die Rolle des B’nai B’rith bei der Gründung des Staates Israels

Rede von Ralph Hofmann,
Präsident der B'nai B'rith Frankfurt Schönstädt Loge e.V.
anläßlich des Logendinner 2019

Liebe Schwestern und Brüder,
Liebe Freunde,

das jährliche Logendinner hat in der Regel den freudigen Anlass neue Schwestern und Brüder in die Loge aufzunehmen und sie in unserer Mitte willkommen zu heißen. Ich nehme daher die Gelegenheit wahr sie Ihnen vorzustellen. Ich bitte Euch kurz von Euren Plätzen zu erheben.

Wir begrüßen ganz herzlich:
Schwester Daniela Land und ihren Mann, Bruder Bogdan,
Bruder Uri Gordon,
Bruder Alexander Peters
Bruder Michael Friedmann aus Mannheim.

Die Aufnahme eines Bruders aus Mannheim ist für die Frankfurt Loge von besonderer Bedeutung, denn die Frankfurter Loge hat schon einmal eine entscheidende Rolle bei der Gründung der August-May-Loge in Mannheim eine Rolle gespielt. Mit der Aufnahme von Bruder Michael erhoffen wir uns eine Neugründung dieser Traditionsloge.

Ich werde heute Abend über den maßgeblichen Anteil des B’nai B’rith an dem Aufbau Israels sprechen. Unser Orden hat entscheidend dazu beigetragen die Grundlage für einen existenzfähigen Staat und für eine funktionierende Gesellschaft zu schaffen.

Die Geschichte des B’nai B’rith in Israel und das Aufkommen des Jüdischen Nationalbewusstseins sind eng mit einander verbunden. Die erste Loge, die Jerusalem Loge, wurde 1888 in Jerusalem von einer Gruppe von Befürworten eines aufgeklärten Judentums, des Neuen Yeshuv, gegründet. Diese Gruppe von jungen Idealisten erkannte, dass die Zeit reif war für einen Wandel, weg von Stagnation und Armut und hin zu einer offenen, freischaffenden Gesellschaft. Um das zu erreichen betrachteten sie es als ihre vorrangigste Aufgabe Hebräisch als Muttersprache in einem zukünftigen Staat Israel einzuführen, die Kluft zwischen ashkenasischen und sephardischen Juden zu überwinden, armen jüdischen Immigranten eine neue Heimat zu geben und gegen den Einfluss christlicher missionierenden Bewegungen in Palästina zu kämpfen, die eine ernste Bedrohung darstellten.

Die Neugeburt des Staates Israel nahm ihren Anfang gegen Ende des 19. Jahrhunderts, zeitgleich in Palästina und in Ost-Europa. Zu dieser Zeit wurde Palästina von einem korrupten Osmanischen Reich beherrscht, das sich bereits im Untergang befand. Die auf dem Gebiet von Erez Israel lebenden Juden waren erzkonservative, ultra-orthodoxe Juden, Mitglieder des ,Alten Yeshuv, die auf Spenden von gleichgesinnten Juden aus dem Ausland angewiesen waren. Selbst auf Drängen von herausragenden Persönlichkeiten wie Sir Moses Montefiore und Baron Edmond de Rothschild Land zu erwerben und Handel zu treiben, hielten sie an ihren Positionen fest. Das änderte sich erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, als sich eine Gruppe innerhalb des Alten Yeshuv bildete, die sich aus dieser Enge befreiten wollte, um sich ihren Lebensunterhalt selber zu verdienen. In Europa gab es zu diesem Zeitpunkt eine Welle von Anti-Semitismus, die viele Juden veranlasste in die USA, Großbritannien und in andere Länder auszuwandern. Es gab aber auch Juden, die sich als, Hovevei Zion, den Liebenden von Zion, bezeichneten und die sich nach einem eigenem, säkularen Staat sehnten.

Mitte des 19. Jahrhunderts umfasste die jüdische Bevölkerung auf dem Gebiet von Erez Israel kaum 17.000 Menschen, 1882 waren es 24.000. In dem Zeitraum von 1880 – 1890 fand die erste Aliyah statt. 25.000 Juden immigrierten nach Palästina. Das endete eine Periode der Abnahme der jüdischen Bevölkerung und war der Beginn einer Blütezeit, denn die Mehrheit der Immigranten aus Polen und aus Russland setze sich aus jungen, gebildeten Idealisten zusammen und brachte Ärzte, Philosophen, Lehrer und Geschäftsleute in das Heilige Land.

Das Ziel dieser aufgeklärten Generation war es die kulturellen und nationalen Interessen zu stärken.

Um das zu erreichen wollten und mussten sie sich unter dem Dach einer Organisation zusammenschließen. Als Resultat dieser Bestrebungen entstand die erste B’nai B’rith Loge in Palästina im Frühling des Jahres 1888, fast 10 Jahre bevor Theodor Herzl den ersten Zionisten Kongress in Basel einberief.

Entstanden aus einem Quorum von 10 gleichgesinnten Visionären, die die Erlösung aus den Tiefen und der Ausgrenzung suchten, bildete sich die Loge Nr. 379 mit dem einfachen Namen , Yerushalayim ., Die Gründungsväter waren, unter Anderen, der in Deutschland geborene Philosoph Wilhelm Ze’ev Hertzberg, Leiter des ersten säkular erziehenden Weisen Heimes, Eliezer Ben Yehuda, der Vater des modernen Hebräischs, David Yellin, Gründer der Schule für Hebräisch Lehrer, Yosef Mejohas, Präsident des Rates der Juden in Jerusalem und Sprössling der sephardischen Gemeinde, Meir Dizengoff, einer der Gründer Tel Avivs und der erster Bürgermeister der Stadt. Diese Männer und alle, die kurz darauf in die Loge eintraten, vereinte der Glaube an das Neue Yishuv.

Anlässlich der ersten Sitzung der Loge rief der erste Präsident, Hertzberg dazu auf, die Juden Israels unter dem Mantel des B’nai B’rith zu vereinen.

1890 entstand die Sha’ar Zion Loge in Jaffa, die Galilee Loge in Safed 1891 und die Adolf Krauss Loge in Zichron Ya’acov 1911.

Ben Yehuda, der erste Sekretär der Jerusalem Loge, machte aus dem Logenheim das Zentrum der Vision des neuen Yishuv. Er war fest davon überzeugt, dass nur eine Sprache als Muttersprache für die Einheit einer Gesellschaft für den zukünftigen Staat Israel gelten dürfe, Hebräisch. Die Loge wurde die erste jüdische Organisation, in der die Umgangssprache bei Sitzungen und Veranstaltungen in Hebräisch stattfand. Gleiches galt auch für den Schriftverkehr. Dieser Anstoß, der von der Jerusalem Loge ausging, fand überall große Unterstützung und schon bald gründete sich eine weitere Organisation, Safah Berurah, die es sich zur Aufgabe machte, Hebräisch über das ganze Land hin zu verbreiten in alle Bereiche des Lebens. 1 Jahr nach der Gründung von Safah Berurah wurde das Hebräische Sprach Komitee ( Va’ad Ha-Lashon Ha-Ivrit ) ins Leben berufen, der Vorreiter der Akademie der hebräischen Sprache, welches bis zum heutigen Tage die höchste Instanz im Staat einnimmt. Die ersten Mitglieder des Komitees der hebräischen Sprache waren, unter anderen, unsere Logenbrüder Eliezer Ben-Yehuda, Prof. Joseph Klausner und David Yellin.

Die Jerusalem Loge verfolgte mit der Einführung einer gemeinsamen Sprache aber auch ein ganz eigenes, praktisches Ziel. Gemäß den egalitären und pluralistischen Prinzipien des B’nai B’rith sind die Pforten der Loge allen ethnischen Gruppierungen geöffnet und durch die gemeinsame Sprache war man zum Beispiel bestrebt Menschen mit ashkenasischen und sephardischen Wurzeln näher zusammenzubringen.

Zusätzlich unterhielt die Loge Abendkurse in Hebräisch unter der Mitarbeit von freiwilligen Logenmitgliedern. Diese Anstrengungen galten der ernstzunehmenden Bedrohung durch christliche Missionsschulen. Die Gefahr war so groß, das die Loge niemand aufnahm, von dem man wusste, dass die Kinder in solche Schulen geschickt wurden. Um dieser Gefahr zusätzlich entgegenzuwirken, errichtete die Loge einen Kindergarten, in dem nur hebräisch gesprochen wurde.

Dieses erfolgreiche Experiment wurde von den Schulen und von den Universitäten übernommen, sodass Hebräisch, mit der maßgeblichen Unterstützung durch B’nai B’rith, sich als Amtssprache in Erez Israel endgültig durchsetzen konnte.

Des Weiteren errichtete B’nai B‘rith die erste Bibliothek Israels, in dem heute Denkmal geschützten Gebäude in der B’nai B’rith Straße in Jerusalem, das zum Vorläufer der heutigen Nationalbibliothek wurde. Während des britischen Mandats unterstützte BBI die Gründung jüdischer Siedlungen bei Jerusalem und in Galiläa. BBI finanzierte den Kauf von Land und ermöglichte dadurch die Gründung des Moledet B’nai B’rith und Ramat Zvi, benannt nach dem BB Präsidenten Henry Zvi Monsky.

1947 war B’nai B’rith maßgeblich an der Durchsetzung des Teilungsplan beteiligt. In Anerkennung dieser Leistung wurden allein Vertreter des BB von Präsident Harry S. Truman zur Unterzeichnung der Anerkennungsurkunde des Staates Israel im Januar 1949 eingeladen. Der Kugelschreiber, mit dem Präsident Truman das Papier unterzeichnete, liegt heute in der Zeremonien Halle des israelischen Außerministeriums und war ein Geschenk von BB an den ersten israelischen Botschafter in den USA.

Liebe Schwestern und Brüder,

es gibt viele Gründe warum wir stolz auf unseren geliebten B’nai B’rith sein können. Wohl keine jüdische Organisation verfügt über eine Liste von solch herausragenden Männern und Frauen, die so viel für die Gesellschaft insgesamt geleistet haben und deren wir für immer gedenken müssen.

Danke!

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